Geschichtliches
Erinnerungen an das Meedenviertel in Meuselwitz
Einst herrschte hier buntes Leben und Treiben





Das Meedenviertel in Meuselwitz zählte zu den ältesten Wohngebieten in der Schnauderstadt. Nun soll in der Geschichte dieses Viertel gekramt werden. Während einige Autoren von dem Meeden sprechen, also die männliche Singularform in Anwendung bringen, liest man häufiger die Pluralform ,die Meeden". Meyer schreibt: ,Durch die Meeden floss ein offener Wassergraben, der von der Altenburger Straße kam und Kluges Gut gegenüber in dem vom Baderdamm kommenden Meedenbach einmündete." Der Name soll von einem Dorf abstammen, das während der Hussitenkriege abbrannte. Damals flüchteten die Bewohner und siedelten sich östlich des Schlosses an. über die exakte Lage des ursprünglichen Dorfes Meeden gibt es Meinungsverschiedenheiten, da man keine Spuren einer Wüstung gefunden hat. Erstmalig schriftlich taucht im Bosauer Zehntregister (1191 bis 1214) der Name ,Medene" auf. Wichtig ist auch der Hinweis in einer Broschüre zu den Denkwürdigkeiten der Stadt Meuselwitz, wo es heißt, dass Möden oder Meeden südlich von Meuselwitz lag. In der Nähe der ehemaligen Preußengrube und des Galgenberges war auch das so genannte Meedenholz zu finden. Im Jahre 1813 wird das Gebiet genannt, weil von hier aus die Franzosen einen Angriff auf eine russische Artilleriestellung unternommen hatten. übrigens gibt es auch Geschichtsforscher, die die Existenz eines Ortes Meeden überhaupt anzweifeln und den Begriff Meeden als ,Wiese" deuten. Wie dem auch immer sei, für uns ist es jedenfalls von Bedeutung, dass die Meeden in Meuselwitz lange Zeit hindurch ein wichtiges Besiedlungsgebiet bildeten. Da einst unser Ort rein von der Landwirtschaft geprägt war, wohnten in den Meeden viele Bauern. Erst später kamen mit der Einführung der Weberei noch viele Weber hinzu. Vertraut ist vielen älteren Bürgern un serer Stadt die Meeden als eine ziemlich breite und lange Straße, die an der früheren Altenburger Straße gegenüber der Meißnerschen Buchhandlung am Gut von Kluge begann und am Schnauderhainischen Weg endete. Der vordere Teil ist besonders breit gewesen und er wurde in der DDR-Zeit als der Platz für die Opfer des Faschismus bezeichnet. Noch lange Zeit waren hier große Bauerngüter angesiedelt. Bekannt ist noch das Gut von Kluge. Während das Wohnhaus erst 1969/ 70 zum Abriss kam, verschwand das Stallgebäude, das zuletzt noch von der LPG ,Glück auf" genutzt wurde, bereits 1964. Mit dem Namen Kluge ist auch der Pionier des Meuselwitzer Bergbaus eng verbunden. Hier in den Meeden wurde Johann Christian Kluge geboren, dessen Denkmal an der Ecke Weinberg - zur Friedrich-Eberstraße aufzufinden ist. Von Bedeutung ist auch das ehemalige Bauerngut Hertzsch. Die Geschichte dieses Anwesens lässt sich bis zum Jahre 1611 zurückverfolgen. Damals kaufte der Weber Herbst ein kleines Gut von dem Anspanner Naundorœ Die Landwirtschaft war zunächst nur von nebensächlicher Bedeutung. Dieses Gut wurde in den folgenden Jahren ständig weiter vererbt und mehrfach verkauft. Schließlich gelangte es 1851 in die Hände von Hermann Hertzsch, der sein Anwesen durch Landzukauf wesentlich vergrößern konnte. Als er mit 85 Jahren starb, kam das Gut an seinen jüngsten Sohn Richard Hertzsch. Dieser Name ist vielen Meuselwitzern noch bekannt. Er starb 1954. Da keine Nachkommen vorhanden waren, wurde das Gut ebenfalls von der LPG übernommen. Auch hier erfolgte der Abriss 1962 im Zuge der Verlegung der Bundesstraße 180. Die Begradigung dieser Hauptverkehrsstraße trug ganz wesentlich zur Veränderung des Meedenviertels bei. Waren schon durch die Luftangriffe im Krieg schwere Schäden eingetreten, so veränderte jetzt die neue Bundesstraße, die mitten durch das Mee dengebiet hindurch verläuft, die Gesamtstruktur ganz entscheidend. Doch wollen wir noch einmal auf die frühere Zeit zurückkommen. Untersuchen wir einmal die verschiedensten Adressbücher von 1900 bis 1938, so treffen wir konstant auf 29 Häuser in den Meeden. Da gab es beispielsweise in der Nr. 23 den Gutsbesitzer Wiedemann und in der Nr. 25 den Bauern Quaas, während im Haus Nr. 13 der Fuhrhalter Emil Rothe wohnte. Wo es so viele Pferde gab, da durfte natürlich auch eine Schmiede nicht fehlen. Diese befand sich bereits vor Jahrhunderten im Besitz des Rittergutes. Heinrich von Seckendorff verpachtete beispielsweise die Meedenschmiede 1754 an den Schmied Wunderlich aus Hirschberg für 25 Thaler. Im Revolutionsjahr 1849 kaufte ein Sebastian Pleißner das Anwesen. Sein Schwiegersohn Bernhard Bernstein übernahm später die- Schmiede, die 1891 abgerissen wurde. Dafür entstand ein neues Gebäude, das 1914 schließlich in den Besitz des Ofensetzers Koch gelangte, was zugleich das Ende der Meedenschmiede bedeutete. Das Haus des Ofensetzermeisters Koch - heute Baderdamm 10 - steht noch und ist mit der schönen Mauerverzierung eine Augenweide, denn hier kriechen zwei weiße Kätzchen um einen Kachelofen herum. Von Bedeutung war auch das Anwesen in der Nr. 22, da sich hier eine bekannte Gerberei mit einer Lederhandlung von Max Jahn befand. Meuselwitz gehörte noch vor etwa 150 Jahren zu den Gerberstädtchen. Lange Zeit waren auch die Gerber mit den Schuhmachern in einer speziellen Innung vereinigt. Zum Wässern ihrer Felle nutzten die Weber den Meedenbach, wo Holzpfähle eingeschlagen wurden, zur Befestigung der Gerberware. Vom Gerber Gottlieb Hiller wird berichtet, dass er einen Graben zur Wässerung aushob. Da er diesen aber nicht ordnungsgemäß reinigte, kam es zur überschwemmung des Meedengebietes.

Postkarte vom Meeden


Blick von der Altenburger Straße Richtung Meeden

  Verweise zum Thema:

Quellenangaben:
   Text: H.-J.Klingner (OVZ)