Wissenswertes
Unser Hainbergsee



Die Meuselwitzer können sich gewiß glücklich schätzen, denn sie haben in ihrer Nähe ein herrliches Badegewässer, das als der Hainbergsee weit und breit bekannt sein dürfte. Der Name kommt von dem in unmittelbarer Nähe liegenden Hainberg her, der als die höchste Erhebung in der Meuselwitzer Flur gilt. Schon Heinrich Meyer lobte in seiner bekannten Ortschronik die prächtige Aussicht von diesem 235 m hohen Hügel. Bei klarem Wetter konnte er das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig gut erkennen. Heute verdecken hohe Bäume den Blick in diese Richtung. Der Wanderer, der jetzt auf einem Trampelpfad auf der Kuppe des Hainbergs entlang geht, wird das Kraftwerk Mumsdorf und die Dächer und Türme zum Greifen nahe finden.

Einst lobte man den Wasserreichtum am Hainberg, denn als die Quelle am Weinberg für die Wasserversorgung von Meuselwitz im 18. Jh. nachließ, wurden Holzröhren verlegt, die das Wasser vom Hainberg in die Meuselwitzer Brunnen führte.

Als rings um Meuselwitz die Braunkohlenindustrie aufblühte, entstand auch in diesem Raum ein Tagebau der Grube ,,Vereinsglück 1". Von 1920 bis 1928 wurde so am Hainberg Braunkohle abgebaut. Den Nordteil hatte man bereits verkippt, während sich die anderen ausgekohlten Tiefbaufelder bald mit Wasser füllten. Das war die Geburtsstunde unseres Hainbergsees, der bereits in den dreißiger Jahren eine Länge von etwa 800 m und eine Breite bis zu 300 m besaß. Damals war das Wasser in dem Riesenloch über 15 m hoch und im ständigen Steigen begriffen. Der jetzt entstandene Hainbergsee wurde sehr bald von Badelustigen genutzt, 1929 wurde anläßlich des Osterländischen Spiel- und Sportfestes am Penkwitzer Weg neben dem See vom Turnverein ,,Eichenkranz" der neue Sportplatz eingeweiht. Und schon ein Jahr später - im Jahre 1930 - entstand auf dem westlichen Teil des Sees, der damals noch zu Preußen gehörte, das Schwimmbad ,,Eichenkranz", das sich großer Beliebtheit erfreute. So wurden allein an drei Sonntagen im Sommer 1932 etwa 20.000 Menschen im Wasser gezählt. In der Nähe der heutigen Halbinsel befand sich auch ein Sprungturm. Interessant ist auch die Tatsache, daß dieser genannte Sportverein, der 1933 auf dem Sportplatz eine Turnhalle einweihte, bereits 1934 1.034 Mitglieder, darunter 430 Jugendliche besaß.

Das Wasser im Hainbergsee war damals stark schwefelhaltig und wies eine Härte um 80 Grad auf. Es traten Bedenken auf gegen das Wasser, das einen eigentümlichen Geschmack besaß. Zugleich aber lobte man die mineralischen Bestandteile und die heilende Wirkung bei bestimmten Verletzungen. Es entstand sogar der Gedanke, Meuselwitz zö einem Badeort zu erklären. Daraus wurde allerdings nichts. Heute spürt man den Schwefelgehalt nicht mehr. Der See, der am Anfang biologisch tot schien, wird heute von zahlreichen Fischen bevölkert. Schilf und Rohr bilden das Versteck verschiedener Wasservögel. Immer wieder schlägt das Herz des Naturfreundes höher, wenn er das weiße Schwanenpärchen erblickt, das majestätisch mit seinen Jungen über den See dahinzieht. Auch die Rohrweihe, Graureiher, Möven und sogar die Beutelmeise wurden neben anderen Vögeln und Entenarten beobachtet. Am Ufer sonnen sich nicht selten grünschimmernde Eidechsen. Der Pilzsammler findet bei günstigem Wetter unter den Bäumen am See entlang schmackhafte Pilze. Immer wieder werfen Angler die Rute aus und machen Jagd auf Schleie und Karpfen. Ein Hecht von über einem Meter Länge, der im See lebte, soll kein Anglerlatein sein. Man erzählte mir, daß ein Faltbootfahrer 1962 eine Seerosenpflanze von seinem Boot aus in drei/vier Meter Tiefe in der Westseite des Sees verankerte. Heute ist dort und auch an anderen Stellen ein ganzer Teppich blühender Seerosen entstanden.

überhaupt muß man einmal etwas von den Wassersportlern am Hainbergsee erzählen. Schon kurz nach dem Kriege paddelte Kurt Pohlmann, der heute weit über 80 Jahre alt ist, mit einem selbsterbauten Boot im Hainbergsee herum. Kurz darauf fing er gemeinsam mit anderen jungen Leuten an, das Bootshaus zu errichten, das noch heute am Ufer der Sportplatzseite steht. Die Maschinenfabrik kaufte einige Sportboote, und von jetzt ab konnte man immer wieder junge Wassersportler im Hainbergsee erblicken, die unermüdlich durch aufgehängte Tore paddelten oder die Kenterrolle übten. In Meuselwitz war eine äußerst aktive Wassersportgruppe entstanden aus der solche namhaften Sportler hervorgingen wie Lia, Manfred und Günther Merkel oder die Gebrüder Opelt, die mehrfach selbst bei Weltmeisterschaften im Kanu-Slalom oder Wildwasserrennen Gold- und Silbermedaillen erkämpfen konnten. Diese Zeit liegt allerdings schon sehr lange zurück, denn seit Jahren wird kein aktiver Wettkampfsport von unseren Mitgliedern durchgeführt. 1991 kam es zu einem Zusammenschluß mit anderen Sportlern zum ,,Handball-, Wasser- und Freizeitsport e.V." Bei schönem Wetter treffen sich am neuen Bootshaus nicht nur Meuselwitzer, sondern auch Sportfreunde aus Altenburg, Zeitz und anderen Orten, um sich am See zu erholen und Freundschaften zu festigen. Alte Traditionen - wie etwa Anpaddeln und Sonnenwendfeiern - werden weitergeführt. Neben den immer mehr werdenden Surfern kann man auch in Segelbooten die Mitglieder des neugegründeten DSCM (Deutscher Seesportclub Meuselwitz e.V.) beim Wassersport beobachten, die ihr Domizil am alten Bootshaus haben.

Auch eine Reihe von Baumaßnahmen soll kurz erwähnt werden. Anfang der sechziger Jahre entstand die erste Gaststätte am Südhang des Hainbergsees. Auch Toilettenanlagen, ein Kinderplanschbecken sowie ein Bootsverleih und ein Rettungsturm des DRK wurden errichtet. Leider verschwand vieles davon wieder. Auf von der Stadt zugewiesenen Uferparzellen konnten einige Bürger ab 1960 sehr reizvolle Bungalows erbauen. Ehemalige Schutt- und Aschehalden verwandelten sich in blühende Qasen. Um den freien Zugang zum See nicht weiter zu behindern, erhielten spätere Siedler Platz in der Nähe der Bahnanlagen. In den achtziger Jahren wurde hier eine kleine Wochenendsiedlung am Hainbergsee geschaffen, die sich sehen lassen kann und zur weiteren Verschönerung des Territoriums beitrug. Von Interesse ist auch die Neueröffnung des Objekts ,,Restaurant und Pension am See". Von der Sonnenterrasse kann man den herrlichen Blick auf den gesamten See voll genießen.

Im Laufe der Jahre hat sich die Wasserfläche durch den gestiegenen Wasserstand erheblich vergrößert. Das ehemalige Wäldchen auf der Westseite wurde überflutet. Noch immer kann man Baumstämme unter der Wasseroberfläche entdecken. über die Tiefe des Sees gab es schon viele Spekulationen. Manche sprachen von 40 m und mehr. Im letzten Sommer haben einige Wassersportler von ihren Booten aus eine Serie von Lotungen an verschiedenen Punkten durchgeführt. Sie konnten aber an den vermeintlich tiefsten Stellen nur etwas über 20 m vermessen. Sicherlich sind die einst noch tieferen Senken durch das Nachrutschen von Abbauwänden nach und nach zugeschüttet worden.

Die Beliebtheit des Hainbergsees ist gewiß auch durch das saubere Wasser begründet, denn seit der Stillegung umliegender Brikettfabriken verschwand auch der zeitweilige unangenehme Rußbelag der Wasseroberfläche. Die Schönheit des Sees, die übrigens auch in Gedichten gepriesen und in einem Lied besungen wird, zieht die Besucher von nah und fern immer wieder erneut an.
Gelobt sei der Hainbergsee, denn er ist eine wahre Perle in unserer Heimatstadt.

Hans-Joachim Klingner
  Verweise zum Thema:
   Stadtansichten: Hainbergsee
   Wissenswertes: Bad Meuselwitz

Quellenangaben:
   Text: