Geschichtliches
Die Falkenhainer Kirche - Von der Rittergutskapelle zur Gemeindepfarrkirche



Die Rittergutskapelle zu Falkenhain im ehemaligen Schloßgarten dem heutigen Park, war schon 1437 vorhanden. Zu dieser Zeit saß Hans von Minckwitz auf dem Rittergut Falkenhain. Die Rittersgutskapelle war ein kleines romanisches Bauwerk mit vermutlich romanischer Apsis. Diese kleine Kirche zählt zu den ältesten Kirchen in unserem Gebiet und wurde somit zu Recht unter Denkmalschutz gestellt.
In Falkenhain gab es zu dieser Zeit eine zweite Kirche, die bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts gestanden hat. Im Jahre 1487 wurde diese Kirche durch Feuer vernichtet. Die arme Gemeinde war nicht in der Lage, dieses Gotteshaus wieder aufzubauen.
Ab 1464 war Nickel von Minckwitz der Besitzer des Rittergutes, er heiratete um 1500 Regina von Knau. Aus dieser Zeit stammt der Bau des Ostchores. Nickel von Minckwitz hatte 1487 die Gemeinde von Falkenhain zu sich in die Rittergutskapelle eingeladen, damit sie wieder Gottesdienste feiern konnte. Die Wappen derer von Minckwitz und derer von Knau waren noch bis 1950 im Altarraum der Kirche vorhanden.
Da die Rittergutskapelle in Verbindung mit einer Gemeindepfarrkirche schon immer zu klein war, erfolgte 1685 unter dem Patron Rudolf Siegfried von Minckwitz ein Anbau. Das Kirchenschiff wurde verlängert und ein neuer Turm errrichtet. An der Südseite der Kirche wurde bei dem Erweiterungsbau eine Gedenktafel aus Sandstein angebracht, diese ist leiderverwittert. Bei notwendigen Renovierungsarbeiten wurde 1976 überputzt. Der Text dieser Gedenktafel ging aber nicht verloren, er wurde von Dr. Arno Igel, einem hervorragenden Lateiner aus Leipzig, entziffert und übersetzt. Der Erweiterungsbau wurde auch durch eine Schrift dokumentiert, diese Schrift befindet sich im Kirchenachiv Falkenhain. Eine Kopie dieser Schrift wurde außerdem in den ersten Grundstein gelegt.
Am B. B. 1770 wurde bei einem Sturm der Kirchturm stark beschädigt, ein Teil des Turmes stürzte ein. Dieses Mißgeschick ist dem Turm noch heute anzusehen, er erreichte nicht wieder seine ursprüngliche Höhe.
Seit 1945 ist die ehemalige Rittergutskapelle Gemeindepfarrkirche, sie gehört zur Kirchenprovinz Sachsen. Die zuständige evangelische Kirchenführung hat ihren Sitz in Magdeburg.
1950 wurde der Triumphbogen, der große Bogen zum Chor hin, erneuert und erhöht, die alten Beichtstühle aus dem 16. Jahrhundert und die Emporen aus dem Chor wurden entfernt. 1953 erfolgte die letzte Veränderung im Innern der Kirche, der Altarraum wurde um drei Stufen erhöht.
Die Innenausstattung der Kirche ist von hohem kulturellen Wert.
Der prunkvolle dreiflügelige Marienaltar stammt aus vorreformatorischer Zeiterstellt eine Leihgabe des Weißenfelser Museums dar und wurde 1953 aufgestellt.
Unter dem Patron Salomon von Minckwitz, gestorben 1616, wurde die Kanzel erbaut, die als bemerkenswerten Schmuck vier Apostelbilder aufweist (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes). Die Bilder wurden 1612 mit ölfarbe auf Holz von dem Maler Jacob Wendelmuth aus Pegau gemalt. Auch das Bild "Christus der Erhöhte", welches Szenen von Ostern und Himmelfahrt darstellt, stammt von diesem Maler. Es ist das letzte erhaltene Bild vom ehemaligen Falkenhainer Altar.
Die Orgel wurde vom Orgelbauer Winter aus Zeitz gebaut. Der Patron, Herr Landrat von Ponickau, bewilligte im Mai 1858 den Bau einer neuen Orgel. Sie wurde am 10. Sonntag nach Trinitatis, 28. B. 1859, von Herrn Superintendent Erdmann feierlichst eingeweiht. Vor der Orgelweihe hatte Herr Musikdirektor Hentschel aus Weißenfels die Orgel geprüft und übernommen.
Der schlichte Taufstein im Innern der Kirche trägt die Jahreszahl 1899.
Auf der ovalen Fläche vor der Kirche, die bis 1625 als Friedhof diente, steht unter einer sehr alten mächtigen nordamerikanischen Platane einer der ältesten Taufsteine in unserem Gebiet, dieser Taufstein wurde um 1100 gefertigt. Unbekannt ist, wie dieser alte Taufstein nach Falkenhain gelangte und woher er stammt.
Erwähnenswert ist auch die Geschichte eines hölzernen Taufbeckens. Im Altarraum der Wuitzer Kirche befand sich sein ursprünglicher Standort. Infolge Braunkohlenabbau verschwand der Ort Wuitz im Zeitraum 1953 bis 1955 für immer. In der Falkenhainer Kirche fand das Taufbecken wieder einen würdigen Standort.
Auf dem Altar ist eine Bibel aufgeschlagen. Diese Bibel stiftete zum Reformationsfest 1912 Fräulein Josephine von Ponickau der Falkenhainer Kirche.
Die älteste Glocke von Falkenhain war bisher nur als vorreformatorisch bekannt. In mühevollem Studium hat der ehemalige Kreisarchivpfleger des Kirchenkreises Zeitz,
Herr Walter Krause aus Langendorf, die Daten dieser Glocke ermittelt. Vermutlich wurde diese Glocke zum Gedächtnis an den Bischof Melchior von Meckau vom Patron der Kirche, Nickel von Minckwitz und seiner Ehefrau, Regina von Minckwitz, geborene von Knau, um 1509 gestiftet. Melchior von Meckau war Bischof von Brix, später Kardinal und Bullenschreiber in Rom, er verstarb 1509. Regina von Knau war die Tochter einer Schwester dieses Bischofs. Diese Glocke hing zunächst im kleinen Turm (Dachreiter, nicht mehr vorhanden) auf der Falkenhainer Rittergutskapelle. Nach einem Schreiben vom 29. 4.1940 war sie auf dem Friedhof in der Kapelle. Diese Glocke befindet sich nun im mittleren Glockenstuhl des Turmes der Kirche. Wie die Glocke jetzt aufgehangen ist, zeigt sie auf der Ostseite Christus am Kreuz. Auf der Westseite ist ein Bischof dargestellt. Die Inschrift lautet: " Ave maria gracia plena Dns tecom O rex glorie".
Von der Glockengießerei Chr. Störmer aus Erfurt wurde 1928 ein neues Glockengeläut, bestehend aus drei Glocken, gegossen. Von diesem Glokkengeläut ist uns nur eine Glocke erhalten geblieben. Sie hängt neben der alten Glocke auf der Südseite im Glockenstuhl. Diese Glocke wurde von der Gemeinde Busendorf gestiftet, die Glockeninschrift bezeugt das: "Zum Andenken gestiftet von der Gemeinde Busendorf". Die Gemeinde Busendorf wurde am 1.11.1891 nach Falkenhain eingepfarrt, vorher gehörte sie der Kirchengemeinde Zipsendorf an. Diese Glocke erinnert uns an den Ort Rusendorf. Rusendorf fiel als erster Ort in unserer Region dem Braunkohlenabbau zum Opfer. Der Abbruch des Dorfes begann 1927; als letzte Wohnstätte wurde Anfang 1933 das Zieglersche Gut aufgegeben. 1934 war der Ort für immer verschwunden. Die zwei anderen Glocken des Geläuts wurden Opfer des II. Weltkrieges. Sie mußten 1942 abgeliefert werden und wurden eingeschmolzen.
Im Rahmen der bescheidenen finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde wurden 1976 umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche, besonders im Innenraum, durchgeführt. Anläßlich des Abschlusses dieser Renovierung fand am 4. 7. 1976 ein Festgottesdienst statt.
Die Firma G. Kisselbach aus Baunatal fertigte 1991 das elektrische Glockengeläut an, dieses wurde zum Erntedankfest 1991 eingeweiht. Die ältere Glocke läutet täglich um 12.00 Uhr, das Glockengeläut der jüngeren Glocke ertönt täglich um 18.00 Uhr. Jeden Sonnabend wird der Sonntag mit beiden Glocken eingeläutet.


Der Falkenhainer Park

  Verweise zum Thema:
   Ortsteile: Falkenhain

Quellenangaben:
   Text aus: Unsere Heimat Heft 5 (1996), Autor: R.Steinert
   Bilder: S.Bergholz