Städtische Einrichtungen
Die Bücherei in Meuselwitz



Heinrich Meyer - ein Name, der eng mit der Geschichte von Meuselwitz in Verbindung steht.
Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, daß am 12.10.1907 in Meuselwitz die erste Lesehalle mit einem Bestand von 275 Büchern eröffnet wurde. Die Benutzung dieser Einrichtung war nur den Männern gestattet und die Bücher durften auch nur in der Lesehalle eingesehen werden, was sich jedoch schon bald als Nachteil herausstellte, da die vier Stunden öffnungszeit pro Woche zum Lesen nicht ausreichten.
Meyer äußerte den Gedanken, in Meuselwitz eine Volksbücherei zu eröffnen, die allen Schichten der Bevölkerung die Möglichkeit bieten sollte, Bücher kostenlos auszuleihen. Am 28.12.1911 wurde dann in der 15. Stadtverordnetensitzung (das hieß damals auch schon so) zu Meuselwitz mit zwölf zu drei Stimmen der Beschluß gefaßt, eine Volksbücherei zu gründen. Zu ihrem Büchereiverwalter wurde Heinrich Meyer gewählt.
Diese Volksbücherei wurde am 02.06.1912 in den oberen Räumen der Turnhalle am Rathenauplatz eröffnet und fand regen Zuspruch bei der Bevölkerung. Auch die lnflationszeit und die damit notwendige Einführung einer Entleihungsgebühr brachte der Bücherei keinen Abbruch (1923 kostete ein Buch etwa 10.000 RM - die Ausleihgebühr pro Buch betrug 100 RM - die Ausstellung einer Lesekarte kostete 5.000 RM).
Die Volksbücherei überlebte die Zeit der Geldentwertung und die Zeit des 2. Weltkrieges. Im Jahre 1950 verfügte die Städtische Volksbücherei schon wieder über einen Bestand von 2.500 Bänden. Erstmals war es auch Kindern gestattet, sich Bücher auszuleihen, doch wurde die Ausleihe auf ein Buch pro Leser beschränkt. In den 60er Jahren, die Empore der Turnhalle war inzwischen viel zu klein geworden, zog die Stadtbücherei in die Thälmann-Straße 20 um.
Als dann am 02.10.1971 das Mehrzweckgebäude fertiggestellt wurde, gab es endlich eine geräumige, helle und freundliche Stadtbibliothek mit eigener Kinderbücherei.
Noch immer befindet sich die Bibliothek im Obergeschoß dieses Gebäudes - ein sehr günstiger Ort, da das Mehrzweckgebäude zentral liegt.
Durch zweckmäßige Möbel konnte 1993 Platz gewonnen werden und die Arbeit wurde erheblich erleichtert. Die Meuselwitzer Stadtbibliothek konnte ihren Bestand aktualisieren, wobei natürlich auch Fördermittel halfen. Etwa 24.000 Bände stehen jetzt wieder zur Verfügung, etwa 200 Besucher kommen wöchentlich in die Bibliothek - etwa 40 Buchlesungen für jede Altersklasse werden jährlich durchgeführt (für die Kleinsten aus dem Kindergarten bis hin zu Lesungen für unsere Veteranen im Seniorenclub).
Der leichte Rückgang an Benutzern, der nach der "Wende" einsetzte, ist längst überwunden, was sicher nicht zuletzt auch auf das umfangreiche und breitgefächerte Angebot zurückzuführen ist.

Sabine Grundmann

  Verweise zum Thema:
   
Quellenangaben:
   Text aus: "Unsere Heimat" Heft 3 (1994)